Weil Eltern die Spezialisten ihrer Kinder sind!

Am Fachbereich Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin der Unikinderklinik Dresden, eines der größten Perinatalzentren in Deutschland, wurde 2009 die medizinische Behandlung und pflegerische Betreuung frühgeborener und kranker neugeborener Kinder um die psychologisch-sozialmedizinische Versorgung ihrer Familien erweitert: „FamilieNetz“ – Familie: Neugeborenes und Eltern als Team im Zentrum). Der Name verdeutlicht den inhaltlichen Anspruch, das frühgeborene oder kranke neugeborene Kind und seine Eltern in den Mittelpunkt zu rücken, ihnen bei der Orientierung in der neuen familiären Situation zu helfen, die Entwicklung stabiler Eltern-Kind-Bindungen zu unterstützen und die Eltern zur frühestmöglichen Übernahme der Pflege und Versorgung ihres Kindes bereits während des stationären Aufenthalts zu befähigen.

Das FamilieNetz vereint psychosoziale, pflegerische und sozialmedizinische Angebote, die sich an den familiären Ressourcen orientieren:

Elternberatung

Die Elternberatung versteht Eltern als Expertinnen und Experten für sich und ihre Kinder. Sie folgt dabei dem Ansatz des Empowerments und einem ressourcen- und lösungsorientierten Vorgehen. Im individuellen Beratungsprozess werden den Eltern Angebote zur Bewältigung dieser Belastungs-situation und zur Begleitung bei der Neuorientierung der Familie unterbreitet. Neben der Feststellung des finanziellen und sozialen Unterstützungsbedarfs umfasst das Beratungsangebot Krisengespräche bei kritischen Lebensereignissen, beispielsweise bei Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Kindes, Sozialberatung und die Kontaktaufnahme zu externen Kooperationspartnern. Ferner werden auch Familien beim Versterben ihres Kindes und über den Zeitraum des Klinikaufenthalts hinaus begleitet.

 

Pflegeanleitung

Foto: FamilieNetz, Unikinderklinik Dresden

Die frühzeitige und selbstständige Pflege und Versorgung des Kindes durch seine Eltern soll dazu beitragen, die Eltern-Kind-Bindung zu unterstützen. Hierfür bringen die Eltern sehr unterschiedliche Voraussetzungen und Erfahrungen mit. Das FamilieNetz bietet daher ein Elternschulungsprogramm an, das sich in einen Theorie- und einen Praxisteil untergliedert.

Im Theorieteil, dem Elternkurs, erhalten die Eltern Informationen zu den besonderen Bedürfnissen eines frühgeborenen oder kranken neugeborenen Kindes. Sie werden darüber informiert, wie sie ihr Kind versorgen können und was dabei zu beachten ist. Dafür stehen auch Übungspuppen zur Verfügung. Das Ziel ist nicht nur, dass die Eltern Sicherheit im Umgang mit ihrem Kind bekommen, sondern auch erlernen, die Signale ihres Kindes zu erkennen, richtig zu verstehen und auf diese zu reagieren.

Im Praxisteil sollen die Eltern schnellstmöglich die eigenständige Versorgung Ihres Kindes erlernen, um diese frühestmöglich zu übernehmen. Die Pflegeanleitung, meist beim Baden, erfolgt immer in Abhängigkeit vom Zustand des Kindes. Dabei ergeben sich sehr intensive Kontakte zwischen Eltern und Kind, welche die frühzeitigen Interaktionen, die Eltern-Kind-Beziehung und auch die Bindung zwischen ihnen fördern.

Für eine weiterführende Begleitung der Eltern werden auch Videoaufnahmen verwendet, die beim Baden des Kindes durch seine Eltern angefertigt werden. Die Eltern können unter Verwendung dieser Aufnahmen ein Feedback zu den beobachteten Eltern-Kind-Interaktionen sowie eine Beratung zur weiteren Entwicklungsförderung erhalten.

Foto: FamilieNetz, Unikinderklinik Dresden

Entlassungsmanagement

In der Schlussphase des stationären Aufenthalts werden nach Zusammenführung ärztlicher, pflegerischer, physiotherapeutischer sowie sozialmedizinischer Berichte die sich daraus ergebenden Entlassungsempfehlungen mit den Eltern ausführlich besprochen. Neben der gezielten Vorbereitung auf die Entlassung wird auch der Übergang in die ambulante Versorgung begleitet, indem u. a. Kontakt zum niedergelassenen Kinderarzt der Familie aufgenommen wird. Familien, die nach der Entlassung nach Hause noch eine intensive Unterstützung benötigen, werden durch das Team der Frühgeborenen-Nachsorge des Brückenprojektes weiter betreut.

Ziel ist es, dass die Familien dann die Klinik verlassen, wenn sich die Eltern bereit und sicher fühlen, ihr Kind zu Hause eigenständig zu versorgen.

Nachsorge

Dem Ansatz eines ressourcen- und lösungsorientierten Vorgehens folgend, wird den Eltern auch nach Entlassung des Kindes aus der Klinik eine Beratung angeboten. Im Vordergrund steht dabei der Übergang in die eigene Versorgung und Betreuung des Kindes im häuslichen Umfeld und Familiensystem. Des Weiteren wird eine Beratung zur Bewältigung von Herausforderungen im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung des Kindes, wie z.B. das kindliche Schlaf- oder Trink- und Essverhalten, angeboten. Auch anhaltende emotionale Belastungen der Eltern in Folge der Früh- oder Risikogeburt können im Rahmen des Beratungsprozesses thematisiert und weitere Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.