Mutter-Kind-Bindung bereits im Kreissaal
Der erste Kontakt zwischen Eltern und Kind ist ein ganz besonderer Moment, der für die meisten Eltern mit großen Glücksgefühlen verbunden ist. Noch Jahre später sind die Eindrücke dieses Erlebnisses präsent.
„Eine Reihe von Untersuchungen zeigt, dass die ersten Stunden nach der Geburt eine sensible Phase darstellen, in der es den Eltern besonders gut möglich ist, ein Gespür für die Bedürfnisse ihres Kindes zu entwickeln. Die Fähigkeit auf die Signale des Kindes prompt und adäquat zu reagieren wird als Feinfühligkeit bezeichnet – und ein feinfühliger Umgang mit dem Kind ist die Grundlage für eine ungestörte Entwicklung“, erklärt Dr. Angela Kribs, Leiterin der Neonatologie an der Uniklinik Köln.
Wenn ein Kind jedoch zu früh oder krank geboren wird, ist häufig schon die Vorfreude in der Schwangerschaft durch Sorgen und Ängste getrübt und vielfach müssen die Erwartungen, die an die Geburt und das Leben mit dem Kind in der ersten Phase geknüpft wurden, relativiert werden.
Eine Trennung vom Kind, unmittelbar nach der Geburt, die in diesen Fällen für die medizinische Versorgung meistens nötig ist, wird vor diesem Hintergrund als extrem belastend empfunden.Priv.-Doz. Dr. Angela Kribs, Leitung Perinatalzentrum Uniklinik Köln
„Eine Trennung vom Kind, unmittelbar nach der Geburt, die in diesen Fällen für die medizinische Versorgung meistens nötig ist, wird vor diesem Hintergrund als extrem belastend empfunden“, so Dr. Angela Kribs weiter. Das Behandlungsteam in der Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln legt daher größten Wert darauf, diese Trennung so kurz wie möglich zu halten.
Der Vater oder eine andere enge Bezugsperson kann und sollte bereits bei der ersten Stabilisierung des Kindes anwesend sein. Die Mutter wird sobald ihre Versorgung abgeschlossen ist, in den Nachbarraum gebracht, in dem das Kind versorgt wird. In den allermeisten Fällen ist es dann auch möglich, der Mutter das Kind auf die Brust zu legen, und es dort im Haut-zu-Haut-Kontakt zu belassen“Dr. Katrin Mehler, Oberärztin in der Neonatologie an der Uniklinik Köln
„Der Vater oder eine andere enge Bezugsperson kann und sollte bereits bei der ersten Stabilisierung des Kindes anwesend sein. Die Mutter wird sobald ihre Versorgung abgeschlossen ist, in den Nachbarraum gebracht, in dem das Kind versorgt wird. In den allermeisten Fällen ist es dann auch möglich, der Mutter das Kind auf die Brust zu legen, und es dort im Haut-zu-Haut-Kontakt zu belassen“, erklärt auch Dr. Katrin Mehler, Oberärztin in der Neonatologie, das Konzept an der Uniklinik Köln. Diese Erfahrung entspreche dann weitgehend dem, was Eltern nach der Geburt erwarten, nämlich einen engen Kontakt mit ihrem neugeborenen Kind.
Der Kängurutransport
Wenn der Zustand von Mutter und Kind es erlauben, wird das Kind im Haut-zu-Haut-Kontakt mittels dem sogenannten Kängurutransport auf die Station gebracht. So erfahren die Eltern direkt, wo ihr Kind in den nächsten Tagen und Wochen sein wird. „Das beruhigt sie und gibt ihnen ein wenig mehr Sicherheit in einer für sie völlig fremden, neuen und beängstigenden Situation“, macht Dr. Mehler deutlich.
Erste Untersuchungen zeigen, dass
-
die Etablierung eines frühen Mutter-Kind-Kontaktes bei entsprechender Überwachung der Frühgeborenen (>25 Schwangerschaftswoche) ohne Risiken für Mutter und Kind durchführbar ist
-
Mütter mit frühem Hautkontakt seltener Hinweise für eine Depression und eine verzögerte Bindung zu ihrem Kind aufweisen
-
Frühgeborene mit frühem Hautkontakt eine verminderte Expression von Genen zeigen, die mit sozio-emotionalen Problemen und kognitiven Defiziten assoziiert sind.
Aufgrund dieser Ergebnisse sind für alle Kliniken, in denen Frühgeborene oder kranke Neugeborene behandelt werden, Strukturen erforderlich, die frühen Eltern-Kind-Kontakt ermöglichen.